Hauptberufliche Wachbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr Hameln

 

Vom 6. September 1864 bis zum 27. August 1945 wurde der Brandschutz in der Stadt Hameln allein von der Freiwilligen Feuerwehr sichergestellt.
Nun aber mußte auf Anordnung der britischen Militärregierung eine mit hauptberuflichem Personal besetzte Wachbereitschaft eingerichtet werden, deren anfängliche Mannschaftsstärke 18 Feuerwehrmänner betrug. Diese Männer waren auf 2 Dienstschichten verteilt und hatten vornehmlich folgende Aufgaben wahrzunehmen:


 
  • Brandbekämpfung
  • Technische Hilfeleistung
  • Rettungsdienst und Krankentransport für die Stadt Hameln und den gesamten Landkreis

Hauptamtliche Wachbereitschaft Hameln 1945
Stribling, Hartmann, Walter, Weißenborn, Helmboldt, Dehne
Mutschke, Placidus
Dietrich, Werner, Matthies, Klus, Gümpel
Gemünd, Tegtmeyer, Kaiser, Bode, Wüstefeld


Die Uniformen, Diensträume und technische Ausstattung der hauptamtlichen Wachbereitschaft waren in den ersten Nachkriegsjahren in denkbar schlechtem Zustand. So standen für die kargen Ruhezeiten während des 24-Stunden-Dienstes nur 3-stöckige Strohsack-Betten zur Verfügung, so daß bei Alarmen aufgepasst werden mußte, daß nicht ein Mann dem anderen auf den Kopf sprang. Die Mannschaft, die sich mit 8 Mann einen Ruheraum teilen musste, wurde durch große elektrische Rasselwecker zum Einsatz gerufen. Die einzige Toilette der Feuerwache war nur nach einem Weg über den Hof zu erreichen. Dabei konnte von einer Ruhephase während der 24stündigen Wachdauer kaum die Rede sein, weil durch den großen Einsatzbereich gerade auf dem Krankentransportsektor immer ein ständiges Kommen und Gehen des Personals herrschte. Allein in den Jahren  1946-1952 wurden insgesamt 71.019 Rettungsdienst- und Krankentransporteinsätze gefahren.
Hinzu kam, daß zu dem Bereich der technischen Hilfeleistungen seinerzeit auch das Abschleppen defekter oder verunglückter Fahrzeuge im Stadt- und Kreisgebiet gehörte. Wenn also endlich jemand glaubte, er sei gerade zur wohlverdienten Nachtruhe gekommen, so mußte er so manches Mal in die Werkstatt beordert werden, um aus dem schlechten Allgemeinzustand der Einsatzfahrzeuge und Geräte resultierende Schäden zu beseitigen und Fahrzeuge für den nächsten Einsatz schnellstens wieder betriebsbereit zu machen.
Während der Tagesstunden waren Drehleiter- und Rüstkraftwagenbesatzungen im Einsatz, um Gefahren in ausgebombten Häusern, häufig durch Abbruch dieser Ruinen, zu beseitigen. Hierzu mußten oftmals wieder die dienstfreien Männer mit herangezogen werden, die sich eigentlich von den Strapazen ihrer Dienstschicht erholen sollten. Ganz besonders schwere seelische und körperliche Belastungen brachten den Feuerwehrmännern die Einsätze, bei denen im Bereich des Hauptbahnhofes und der angrenzenden Gebiete viele tote Bombenopfer nach Kriegsende geborgen werden mußten.
 
Im Jahre 1954 war die Stärke der hauptamtlichen Wachbereitschaft auf 24 Mann angewachsen. Im gleichen Jahr wurde der Krankentransport für das Kreisgebiet dem Deutschen Roten Kreuz übertragen. Für das Stadtgebiet blieb weiterhin die Feuerwehr zuständig.
Im Jahre 1968 wurde auch der Krankentransport aus dem Stadtgebiet an das DRK übertragen, während der Transport von Notfallpatienten in der Stadt Hameln bis zum heutigen Tage eine Aufgabe der Hauptberuflichen Wachbereitschaft ist.
 
Heute stellt sich die Hauptberufliche Wachbereitschaft als schlagkräftige, zeitgemäß ausgebildete und ausgerüstete Einsatzeinheit dar und bildet „die Speerspitze“ der Freiwilligen Feuerwehr Hameln.
35 hauptberufliche Feuerwehrleute, darunter eine Frau, versehen bei der Wachbereitschaft ihren 24-Stunden-Dienst im 3-Wachschichten-System.
 
Folgende Aufgaben werden heute wahrgenommen:


 
  • Brandbekämpfung
  • Technische Hilfeleistung
  • Notfallrettung für das Stadtgebiet Hameln
  • Betreiben einer Nachrichtenzentrale/Rettungsleitstelle (NZ/RLS) mit eigenem Sprechfunkverkehrskreis „Florian Ostertor“
  • Wartung, Prüfung und Instandhaltung aller Fahrzeuge und Geräte der Freiwilligen Feuerwehr Hameln

 

An den hauptberuflich tätigen Feuerwehrmann werden heute natürlich sehr hohe  Anforderungen gestellt: Er muß sich vor der Einstellung einem Auswahlverfahren unterziehen, völlig gesund sein, einen im allgemeinen handwerklichen Beruf erlernt haben (+ 2 Jahre Berufserfahrung), innerhalb von 18 Monaten die Laufbahnprüfung für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst der Berufsfeuerwehren und binnen weiterer zwei Jahre die Berufsausbildung zum Rettungsassistenten bestehen. Im ersten Ausbildungsabschnitt muß er ferner den LKW-Führerschein, das Deutsche Sportabzeichen sowie das Rettungsschwimmabzeichen in Bronze erwerben.
Alle 3 Jahre muß er sich einer arbeitsmedizinischen Untersuchung auf Tauglichkeit für das Tragen von Atemschutzgeräten ( G 26) sowie für die Tätigkeit im medizinischen Bereich ( G 42) unterziehen.
 
Dadurch, daß die Frau und die Männer der Hauptberuflichen Wachbereitschaft binnen 45 Sekunden nach Einlaufen einer Alarmmeldung zum Einsatz ausrücken, kann mancher Brand noch in der Entstehungsphase beherrscht werden. Durch das Vorhandensein der Wachbereitschaft muß bei kleineren Einsätzen dem freiwilligen Feuerwehrmann und dessen Arbeitgeber nicht zugemutet werden, daß der ehrenamtlich Tätige von seinem Arbeitsplatz hinweg ständig zum Einsatz gerufen werden muß. Dieser Umstand gewinnt gerade in der heutigen Zeit mit ständig drohender Arbeitslosigkeit immer mehr an Bedeutung.
Bei größeren Schadenereignissen werden die ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleute natürlich nach der Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) der Hamelner Feuerwehr hinzugezogen und stehen dann den hauptberuflichen Kräften mit großem Engagement zur Seite.
Vielfach allein, oftmals aber auch Seite an Seite mit den ehrenamtlichen Kameraden, hat die Hauptberufliche Wachbereitschaft in den vergangenen 58 Jahren (1945 – 2003) insgesamt 284.356 Einsätze in hervorragender Weise bewältigt und dabei unzählige Menschenleben gerettet und Sachwerte in unschätzbarem Wert erhalten.


 

Text: Bernhard Mandla
 
Quellen:
  • „50 Jahre Helfer in Not und Gefahr“, Chronik der Hauptberuflichen Wachbereitschaft von 1995 mit Texten von Günter Harries
  • „Von Florian Ostertor: 3. Alarm !“, Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Hameln von 1989, Verfasser: Gerhard Bunnenberg/Bernhard Mandla


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